Mit der Gelassenheit der Hochbetagten lebt die zierliche alte Dame ganz im Moment und konzentriert auf die Gegenwart. Der Seniorentreff des Michel war viele Jahre lang Fixpunkt ihrer ausgefüllten Woche. Bei Gymnastik, Klönschnack und Tango hat sie in den letzten Jahren neue Freunde gefunden und die Gemeinschaft genossen. Das half ihr über die Einsamkeit nach dem Verlust ihres Lebenspartners hinweg. „Meine Freunde sind mein Zuhause“, erklärt sie.
Als Dankeschön für diese Gemeinschaft hat der Seniorentreff sich ein kleines Denkmal gesetzt: Vor zehn Jahren haben die Teilnehmer sich dort mit einer Michel-Tafel verewigt.
Auch Frieda Behrmanns Name ist dort zu finden. „Für mich ist das eine Danksagung an den Michel“, sagt sie. „Dafür, dass es ihn gibt und dass ich dort immer hingehen kann.“
Hamburg wurde ihr Zuhause, als sie mit 16 Jahren aus Neumünster an die Elbe kam und sich die Großstadt eroberte. Immer gearbeitet hat sie, „alles Mögliche habe ich gemacht.“ Den Krieg überlebten sie und ihr erster Mann in Hamburg. „Wir hatten Glück und wurden nicht ausgebombt“, erinnert sie sich.
Nach dem Tod ihres Mannes nach dreißig Jahren Ehe fand sie neues Glück bei ihrem Lebensgefährten; auch diese Verbindung hielt mehr als dreißig Jahre. Die beiden hatten viele gemeinsame Interessen, waren tanzen, im Theater und bei Konzerten.
Frieda Behrmanns Leben ist ein Rucksack voller Erinnerungen. Manches Mal war er eine Last, doch mit den vielen Jahren wurde er leichter: Frieda Behrmann kann loslassen. Mit der heiteren Gelassenheit eines Menschen, der mehr gesehen und erlebt hat als die meisten. (leu)
Wie Frieda Behrmann kann sich jeder, der sich angesprochen fühlt, auf einer Michel-Tafel verewigen. Aus dem Erlös fördert die Stiftung St. Michaelis Projekte, die den Michel erhalten und mit Leben füllen. Infos: www.Michel-Tafeln.de