Weihnachten
An Weihnachten feiert die Kirche, dass Gott selbst in Jesus Christus Mensch wird.
Niemand hat das Geheimnis dieses Festes sprachlich so großartig beschrieben wie Martin Luther in seiner Erklärung zum Apostolischen Glaubensbekenntnis: „Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr…“ so lautet der Anfang dieses Bekenntnisses.
Das Weihnachtsfest am 25. Dezember ist verglichen mit Ostern ein relativ „junges“ Fest. Erst seit dem Ende des 3. Jahrhunderts wird in jedem Jahr wiederkehrend die Geburt Jesu Christi gefeiert, zuerst im Osten an jedem 6. Januar, seit dem 4. Jahrhundert dann auch am 25. Dezember.
Kurze Zeit später beginnt eine Erweiterung des Festtages sowohl nach vorn (Adventszeit als Vorbereitungs-, Buß- und Fastenzeit) als auch nach hinten (das Fest wird wie Ostern eine ganze Woche lang gefeiert und eine Weihnachtszeit schließt sich an, die zunächst bis zum 6. Januar (Fest der Erscheinung des Herrn: Epiphanias) reicht und später auf 40 Tage bis zum 2. Februar (Tag der Darstellung des Herrn: Lichtmess) ausgedehnt wird.)
Das Weihnachtsfest am 25. Dezember ist in Rom seit 335 n.Chr. belegbar. Wie und warum es dort gerade zu diesem Datum begangen wurde, ist nicht eindeutig zu klären.
Am wahrscheinlichsten ist es, dass mit diesem Datum ein heidnisches Fest zur Geburt des Unbesiegten Sonnengottes (Natale Solis Invicti) „getauft“ werden sollte. Kaiser Aurelian hatte das Fest 274 n.Chr. eingeführt und bewusst als Wintersonnenwendfest proklamiert und mit Lichterprozessionen feiern lassen.
Die kirchliche „Reaktion“ darauf wollte nicht einfach nur ersetzen, sondern durchaus integrieren. Es war damals nicht ungewöhnlich, die Verehrung des Sonnengottes mit der Verehrung Jesu Christi zu vermischen, um auf diese Weise den Volksglauben ins Christentum einzufügen und keinen harten Bruch zu verursachen.
Die Verbreitung des Dezember-Weihnachtsfestes im Römischen Reich führte zu einer Konkurrenz bzw. zu einem Nebeneinander mit dem Erscheinungsfest am 6. Januar. Im Laufe der Zeit wurden die Festinhalte (Kommen des ewigen Gottessohnes im Fleisch und Erscheinung der göttlichen Herrlichkeit im Kind) aufgeteilt und den beiden Festtagen zugeordnet.
Seit dem Mittelalter wurden am 25. Dezember drei Gottesdienste gefeiert: das „Hirtenamt“ in der Nacht, volkstümlich die Mitternachtsmesse genannt, ein sogenanntes „Engelamt“ in der Morgenfrühe und das „Menschenamt“ am Weihnachtstag selbst.
Nach evangelischer Tradition beginnt das Weihnachtsfest mit einer Christvesper am Vortag (Heiligabend); heute sind es wegen der Beliebtheit dieses Tages zum Gottesdienstbesuch oft mehrere Christvespern. Prägender Text für diese Gottesdienste ist die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium (Lukas 2, 1-20). Hinzu treten oft alttestamentliche Weissagungen aus den Prophetenbüchern.
Den Reformatoren waren die Ausschweifungen, die dem mitternächtlichen Gottesdienst an Heiligabend oft zu folgen pflegten, ein Dorn im Auge. Darum verzichteten sie bewusst auf diesen Gottesdienst und legten ihn auf die frühen Abendstunden des 24.12., des „heiligen“ Vorabends (=Heiligabend).
Die Wiedergewinnung des späten (meist 23 Uhr) Gottesdienstes ist eine relativ neue Erscheinung des 20. Jahrhunderts. Er heißt nicht Christvesper, sondern Christmette, weil er als nächtlicher Gottesdienst bereits als zum Morgen des nächsten Tages gehörig angesehen wird (die Mette ist seit dem Mittelalter ein Frühgottesdienst). Diese Christmette wird in manchen Gegenden Deutschlands tatsächlich am frühen Morgen des 1. Weihnachtstages gefeiert.
Die Einführung eines zweiten und dritten Weihnachtsfeiertages ist eine typisch evangelische Erscheinung. Der dritte Feiertag ist inzwischen überall abgeschafft worden, aber im Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach ist die dritte Kantate „Herrscher des Himmels“ ausdrücklich für den 3. Weihnachtstag vorgesehen.
Das Weihnachtsfest selbst endet am 8. Tag (Neujahr), dem Fest der Beschneidung und Namengebung Jesu. Nach jüdischer Tradition wurde das Kind am 8. Tag beschnitten und sein Name öffentlich gemacht.
Der Weihnachtsfestkreis ist damit in der evangelischen Kirche noch nicht beendet. Das Epiphaniasfest am 6. Januar stellt einen weiteren Höhepunkt in diesem Festkreis dar, die Epiphaniaszeit schließt sich an. In der Regel umfasst die Epiphaniaszeit vier Sonntage, wobei am Ersten Sonntag nach Epiphanias der Taufe Jesu und am Letzten Sonntag nach Epiphanias der Verklärung Jesu gedacht wird.
Unabhängig davon markiert der 2. Februar, an dem Maria und Josef dem jüdischen Gesetz gemäß ihren erstgeborenen Sohn im Tempel von Jerusalem Gott darstellen und ihn durch ein Tieropfer „auslösen“ mussten, das eigentliche Ende des Festkreises. In manchen auch evangelischen Kirchen bleiben der Weihnachtsbaum und/oder die Krippe bis zu diesem Datum stehen.
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