Vor der Restaurierung war er unansehnlich und fast in Vergessenheit geraten. Bis Hauptpastor Röder ihn wiederentdeckte und den Verein Michaelitica e. V., einen Förderverein zur Rettung von Kunstschätzen an St. Michaelis, als Förderer für die Restaurierung des Kelches gewann. Silberschmiedin Margarete Oehlschlaeger reiste eigens am Donnerstag vor Pfingsten aus ihrer Werkstatt in Lübeck an, um den fertigen feuervergoldeten Kelch an Hauptpastor Röder zu übergeben.
„Selten habe ich so viel Respekt vor einer Arbeit gehabt“, sagte sie bei der Übergabe. Die uralte Handwerkstechnik der Feuervergoldung wird heute eigentlich nicht mehr verwendet. Nur wenige Werkstätten beherrschen diese Kunst, bei der sich das Silber des Werkstücks mit dem aufgetragenen Gold zu einer untrennbaren Legierung verbindet. Hierzu wird eine im Tiegel gekochte Paste aus Quecksilber und Feingold in zahlreichen Arbeitsgängen in sehr dünnen Schichten aufgebracht und immer wieder mit einer offenen Flamme „abgeraucht“. Nicht ungefährlich, denn wegen der giftigen Dämpfe findet die Arbeit mit Schutzkleidung unter einem Abzug statt. Die Arbeit mit der offenen Flamme birgt zudem die Gefahr, durch zu große Hitze Löcher in den Kelch zu brennen. Das im 18. Jahrhundert verwendete Silber war weniger rein als heute und hat deshalb einen sehr niedrigen Schmelzpunkt.
Nach der Feuervergoldung fehlte dem Kelch noch der goldene Glanz. Mit einem sogenannten Blutstein, einem Achat-Halbedelstein, wurde der Kelch Millimeter für Millimeter poliert. Dieser „letzte Schliff“ sorgt für die endgültige Verbindung von Gold und Silber. Eine echte Fleißarbeit. Eineinhalb Wochen war Margarete Oehlschlaeger allein mit der Feuervergoldung beschäftigt.
In der Pfingstmesse am Sonntag, den 15. Mai 2016, wird der Kelch erstmals wieder im Gottesdienst benutzt. „Sie haben für den Michel einen Schatz gehoben“, sagte Hauptpastor Röder bei seiner Danksagung nach der Übergabe. Herzlichen Dank an Margarete Oehlschlaeger und dem Verein Michaelitica , die dem Michel einen einmaligen Schatz zurück gegeben haben.
13.05.2016