Nachdem der Inhaber der Gießerei, Fritz Georg Rincker, die Anwesenden um etwas Geduld bat, da der donnernde Heizofen, der die Bronze-Zinn-Mischung auf eine Temperatur von rund 1100 Grad bringen musste, wetterbedingt etwas länger brauchte, konnten Hauptpastor Alexander Röder und Pastorin Julia Atze das traditionelle Gebet vor dem Guss sprechen.
Unter voller Konzentration und fast ohne Wortwechsel leiteten neun Glockengießer die leuchtend-wabernde Masse in die vorbereiteten Glockenformen, die in einer vier Meter tiefen Gussgrube vergraben wurden.
Auch das Publikum war mucksmäuschenstill, da bei der Arbeit der Handwerker zudem das Hören eine große Rolle spielt. „Nur so können wir feststellen, wie viel Bronze noch fließen muss, damit die Formen gefüllt sind“, erklärt Rincker, der den Betrieb bereits in 13. Generation leitet.
Nach rund 15 Minuten ist das Spektakel dann vorbei, viel länger kann man der enormen Hitze auch nicht standhalten, den Männern rann trotz Schutzkleidung der Schweiß über das Gesicht. Ein archaischer Akt, der noch heute in fast unveränderter Form stattfindet, viel Körperkraft und Geschick erfordert. Fritz Georg Rincker gibt erst nach dem Guss zu, dass er jedes Mal angespannt ist: „Jedoch ist das oberste Gebot, die Ruhe zu bewahren. Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit.“
Jetzt heißt es abwarten. In rund sieben Tagen können die Glocken aus der Grube geholt werden, anschließend poliert und von einem Glockenstimmer auf Tongenauigkeit geprüft werden. Pünktlich zur Weihe am 27. September werden die Glocken dann nach Hamburg reisen können.
Pünktlich zum Guss startet auch die Wimmelbild-Ehrenplatz-Auktion auf eBay des Teams „Wir bringen die Glocken nach Hause“. Weitere Auktionen finden Sie hier.
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20.06.2015