„Der heutige Tag hat eine große Bedeutung für den Michel“, sagte Hauptpastor Alexander Röder bei strahlendem Sonnenschein. Lange habe das Wetter nicht mitgespielt. Ursprünglich sollten die Klangkörper schon im Januar ihren Platz im Turm finden. „Ich bin glücklich, dass alles so reibungslos geklappt hat“, ergänzte Röder nach der erfolgreichen Aktion. Eine knappe Stunde war das 40 Mann starke Bauteam mit beiden Glocken zu Werke. Der Aufbau des 138 Meter hohen Krans dauerte etwa zweieinhalb Stunden. „Am schwierigsten ist es, die Glocke im Turmabzusetzen“, berichtete Bauleiter Gernot Schindler von der Ingenieurgesellschaft Sellhorn. Sein Team habe die Position des Krans und der Glocken aber exakt vermessen.
Installation noch nicht vollendet
Die kleinere und 860 Kilo schwere Friedensglocke fand kurz nach 14 Uhr ihren Weg nach oben. Kurz vor 15.00 Uhr folgte die Vaterunser-Glocke mit 1,7 Tonnen Gewicht. In den kommenden Wochen sollen die Klangkörper nun mit Hilfe von Flaschenzügen unterhalb der Kuppel angebracht werden, erklärte Schindler. Dank einer Spendenaktion konnten die beiden noch fehlenden Glocken im vergangenen Juni gegossen und im September im Michel geweiht werden. 350.000 Euro kamen bei der Aktion „So klingt Hamburg“ zusammen.
Voraussichtlich am 19. Juni sollen die neuen mit den beiden vorhandenen Uhrschlagglocken ein Glockenspiel mit einer neuen Melodie bilden. „Die Töne dürfen sich nicht disharmonisch mit den Klängen der anderen Kirchen und des Rathauses anhören“, sagte Pastor Röder. An hohen Feiertagen werden neben den vier Uhrschlagglocken auch die sechs Läuteglocken erklingen, ergänzte er.
Im Ersten Weltkrieg hatte die Gemeinde die Glocken bis auf eine abgeben müssen. Sie sollten zur Herstellung von Kanonen eingeschmolzen werden. Nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden nicht alle Glocken wieder ersetzt. Erst zum Abschluss der Installation werden erstmals seit fast 100 Jahren wieder alle zehn Glocken gemeinsam läuten können.
19.05.2016