Nachdem der Michel im Juni wegen massiv zurückgehender Einnahmen „SOS gefunkt“ und zu Spenden aufgerufen hatte, startete Hauptpastor Alexander Röder heute gemeinsam mit prominenten Schirmherren die zweite Phase der Spendenaktion „Rettungsringe für den Michel“. An den Emporen des Michel wurden mehr als 30 Rettungsringe mit außergewöhnlichen Geschichten aufgehängt, für die gegen Spende nun Patenschaften übernommen werden können. Barbara Wussow (Hotel-Chefin des TV-TRAUMSCHIFFS), Prof. Dr. Hans-Jörg Czech (Direktor und Vorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg) und Anke Harnack (Bo(o)tschafterin der Seenotretter) präsentierten die Rettungsringe des TRAUMSCHIFFS, der PEKING und des neuen Seenotrettungskreuzers HAMBURG der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, für die sie jeweils die Schirmherrschaft übernommen haben. Gemeinsam riefen sie dazu auf, eine Patenschaft für einen Rettungsring zu übernehmen.
Ihr Engagement begründen sie so:
Barbara Wussow: „Ich liebe Hamburg und den Michel, seit ich in den achtziger Jahren – so lange kenne und liebe ich den Michel schon – die Innenaufnahmen für die Schwarzwaldklinik im Studio Hamburg gedreht habe. So oft es ging, habe ich diese wunderschöne Kirche besucht. Und es ist für mich ein Pflichtbesuch, sobald ich Hamburger Boden betrete, auch in den Michel zu gehen und zu beten. Oder mit dem Lift auf den Turm zu fahren, um auf der Aussichtsplattform mein geliebtes Hamburg von oben zu sehen! Ich unterstütze die Aktion gern, weil der Michel in schwere See geraten ist, und wir in Zeiten von Corona alle in einem Boot sitzen.“
Prof. Dr. Hans-Jörg Czech: „Der Michel weist als altehrwürdiges Wahrzeichen der Stadt seitmehr als 300 Jahrhunderten den Weg in den Hamburger Hafen. Die PEKING kommt bald alsneues Wahrzeichen mitten im Hamburger Hafen dazu. Da versteht es sich von selbst, dass,wenn der Michel in Not ist, ihm die PEKING natürlich einen Rettungsring zuwirft. Ich wünsche der Aktion den allergrößten Erfolg.“
Anke Harnack: „Hilfe und Rettung sind für die Seenotretter an Nord- und Ostsee tägliche Selbstverständlichkeit. Viele Hamburger und Hamburgerinnen unterstützen diese Arbeit mit regelmäßigen Spenden. Mit einem Rettungsring der neuen HAMBURG stehen die Seenotretter nun ihrerseits also dem Michel an der Elbe helfend zur Seite.“
Die Galerie der Rettungsringe
Der Mindestbeitrag für eine Patenschaft liegt bei 36,50 Euro. Das entspricht 10 Cent für jeden Tag,an dem der Michel im Jahr geöffnet hat. Für die PEKING und das TRAUMSCHIFF liegt der Mindestbeitrag bei 50 Cent (182,50 Euro/Jahr). Als Dankeschön werden alle Paten in einer Passagierliste des Schiffes aufgenommen, die in der Galerie der Rettungsringe zu finden ist. Die Namen der Paten der PEKING und vom TRAUMSCHIFF werden zudem einmal im Monat von wechselnden Kapitänen in einem Logbuch in der Kirche vermerkt.
In der Galerie der Rettungsringe finden sich Traditionsschiffe und Barkassen ebenso wie Großsegler, Containerriesen und Kreuzfahrtschiffe. Jede und jeder, der den Michel unterstützen möchte, kann mit einer Spende eine Patenschaft für das Schiff übernehmen, dessen Geschichte ihn am meisten anspricht – mitunter finden sich vielleicht Anknüpfungspunkte aus den Geschichten von „überstandenen Stürmen“ in der eigenen, persönlichen Lebensgeschichte. Die Galerie kann auch in der Kirche besichtigt werden.
Hintergrund der Spendenaktion
Hintergrund der „Rettungsringe für den Michel“ ist die angespannte finanzielle Situation aufgrund der Corona-Pandemie. Die Zahl der Besucher ist in den vergangenen Monaten eingebrochen. Zurzeit besuchen täglich um die 1.000 Besucher St. Michaelis, sonst sind es im Schnitt rund 3.500. Einnahmen aus dem Tourismus und dem Veranstaltungsbetrieb finanzieren seit vielen Jahren das Hamburger Wahrzeichen. Das Gesamtbudget von St. Michaelis liegtbei rund 2,5 Mio. Euro jährlich, das zu 85 % aus Besuchereinnahmen finanziert wird. Kirchensteuern in Höhe von rund 365.000 Euro pro Jahr tragen nur 15 % zum Gemeindehaushalt bei. Um die Angebote des Michel aufrecht zu erhalten, müssen zurzeit rund 50.000 Euro monatlichaus Spenden aufgebracht werden.
Einen erheblichen Teil seines Jahresbudgets investiert der Michel in Angebote, die von Hamburgern und auswärtigen Besuchern (insgesamt bis zu 1,4 Mio. im Jahr) kostenlos genutzt werdenkönnen. Dazu zählt der tägliche Türmer-Choral und die tägliche Orgelmusik in den Mittagsandachten, ebenso wie die Öffnung der Kirche an 365 Tagen im Jahr. Damit verwirklicht der Michel seinen Auftrag als Kirche und Wahrzeichen. Die Finanzierung dieser Angebote steht durchdie geringere Zahl an Hamburg-Touristen und die Beschränkungen für Großveranstaltungen in Frage.