Jan, hast du schon im Kindergarten die schönsten Bilder gemalt oder wie bist du zum Zeichnen gekommen?
Nein, ich bin erst recht spät zum Gestalten gekommen. Vorerst war Skateboardfahren viel wichtiger. Über einen Kumpel habe ich mit ca. 14 Jahren mit Graffiti angefangen und bin über das Buchstaben-Malen dann in eine Ausbildung zum Mediengestalter gerutscht. Eigentlich war meine Schwester immer die kreative in der Familie, die gemalt und gezeichnet hat. Zum Portraitzeichnen bin ich erst über unser LACHSOMAT-Projekt gekommen. Vorher hat mich das figürliche Zeichnen kaum interessiert – Mittlerweile habe ich aber Blut geleckt und versuche mich stetig zu verbessern!
Dein Künstlerkollektiv „Der 6te Lachs“ hat den Lachsomat erfunden, eine Art manueller Fotodrucker, der handgezeichnete Bilder auswirft. Woher kommen die Inspirationen für deine Arbeiten?
Die Inspiration für den LACHSOMAT ist beispielsweise in der Gruppe beim Brainstormen für eine Ausstellung im öffentlichen Raum entstanden. So entwickeln wir auch viele unserer Ideen. Sich den Ball hin und herwerfen und schauen was dabei entsteht. Wenn ich alleine arbeite, inspiriert mich eigentlich alles. Es kann Musik sein, aber auch abgerissene Plakate, auf denen ich bestimmte Teile sehe, die ich weiter verwenden möchte. In letzter Zeit habe ich viele meiner Ideen für meine künstlerische Arbeit aus unserer Atelier-Umgebung gezogen. Hier gibt es viele Schrottplätze und versteckte Orte an denen man spannende Sachen finden kann.
Du schaffst es, innerhalb von fünf Minuten ein Porträt zu zeichnen. Wie gehst du vor, um so schnell zu sein?
Im Grundsatz ist es relativ einfach: Ich versuche die grobe Kopfform mit einem Bleistift-Kreis einzufangen und arbeite sie dann mit der Outline weiter heraus. Auch teile ich das Gesicht in die wichtigen Proportionen ein und versuche wichtige Merkmale der jeweiligen Person etwas zu übersteuern. Im Vergleich zu anderen Portraitzeichnern arbeite ich ja eher karikaturistisch, fast comichaft kann man sagen.
Beim Zeichnen sitzen neben dir deine zwei Kollegen Bobbie Serano und Grumbowski. Guckt man da nicht ständig rüber und schaut was die anderen machen?
Doch, das stimmt schon. Gerade zu Beginn habe ich beispielsweise bei Bobbie viele Punkte entdeckt, die das Portraitzeichnen einfacher machen, da er sehr begabt ist im figürlichen minimalistischen Zeichnen. Grumbowski arbeitet da eher etwas konservativer und realistischer. Mittlerweile haben wir aber alle unsere Richtung gefunden und bilden ein gesundes Potpourri mit drei unterschiedlichen Stilistiken für unterschiedliche Zielgruppen.
Die Aktion ist sehr erfolgreich angelaufen, viele Hamburger wollen auf das Wimmelbild, weil sie sich mit dem Michel verbunden fühlen. Was verbindest du persönlich mit dem Wahrzeichen?
Das stimmt! Wir sind selbst begeistert wie gut die Hamburger das Projekt annehmen. Ich persönlich verbinde mit dem Michel als Hamburger Wahrzeichen viele verschiedene Punkte. Zum einen der Startpunkt für eine der besten Fahrradabfahrten Hamburgs auf dem Weg Richtung Hauptbahnhof. Dafür müssen natürlich alle Ampeln auf Grün stehen. Zum Anderen natürlich ein fester Bestandteil des Hamburger Stadtbildes: Man sieht den Michel als prägenden Umriss von fast überall und besonders von der Hafenseite, in der ich oft zum Angeln bin, bietet der Michel einen guten Orientierungspunkt. Auch bin ich fasziniert von der Geschichte. Das ein so großes Wahrzeichen all die geschichtsträchtigen Ereignisse überdauert hat und dennoch heute immer noch steht und Menschen begeistern kann.
Interview: Marleen Oldenburg