
So klingt Hamburg
Fast 100 Jahre fehlten dem Michel zwei Uhrschlagglocken. 1917 wurden sie zur Unterstützung des Krieges eingeschmolzen. 2015 wurden die beiden Glocken als Zeichen des Friedens neu gegossen. Möglich wurde dies durch die breite Unterstützung vieler Hamburger und Michel-Freunde für die Spendenaktion So klingt Hamburg.
Glocken-Chronik

1906-1912 // WIEDERAUFBAU DES MICHEL UND ERNEUERUNG ALLER GLOCKEN
1906 wird der Michel bei einem Brand komplett zerstört. Nur einen Tag später beschließt der Hamburger Senat, den Michel unverzüglich und in unveränderter Form wieder aufzubauen. 1909 werden zehn neue Glocken gegossen. Tausende Hamburger nehmen am 22.6.1910 an der Glockeneinholung teil und begleiten die neuen Glocken vom Klosterwall durch die ganze Stadt bis zum Michel. 1912 wird der Michel wieder geweiht.

1914-1917 // ERSTER WELTKRIEG – DIE MICHELGLOCKEN WERDEN EINGESCHMOLZEN
Auf Anordnung des Kriegsministeriums werden im Ersten Weltkrieg neun von zehn Glocken, das Kupferdach und die Orgelprospekte des Michel für die Waffenproduktion eingezogen. Hauptpastor Hunzinger hält von 1914-18 mehr als 120 Kriegspredigten, die als kleine Hefte gedruckt und in einer Auflage von 450.000 Stück in ganz Deutschland verkauft werden. Zum Glockenabschied am 18.6.1917 predigt er: „Gott will, dass feuerspeiende Schlünde aus diesen Glocken werden, damit unser deutsches Vaterland verteidigt bleibe gegen die Feindschaft aller Welt.“

1919-1924 // RÜCKKEHR DER GLOCKEN I
Nach dem Ersten Weltkrieg wird eine nicht eingeschmolzene Michel-Glocke auf einem Glockenfriedhof in der Eifel entdeckt und zurückgekauft. 1924 werden zwei Uhrschlagglocken und drei Läuteglocken neu gegossen und am Ersten Advent 1924 durch Hauptpastor Schöffel geweiht. Zwei Uhrschlagglocken und eine Läuteglocke werden nicht ersetzt.

1939-1945 // ZWEITER WELTKRIEG – DIE MICHELGLOCKEN WERDEN KONFISZIERT
Vier von fünf Läuteglocken werden vom Kriegsministerium beschlagnahmt und auf dem Glockenfriedhof im Hamburger Freihafen eingelagert. Für die Kriegsproduktion werden sie nicht benötigt. Vielmehr soll damit die Kirche zum „Schweigen“ gebracht werden. Die beiden Uhrschlagglocken verbleiben vermutlich im Michel-Turm.

1947-2008 // RÜCKKEHR DER GLOCKEN II
Rückkehr von vier Michel-Glocken vom Glockenfriedhof. Unter großer Anteilnahme der Hamburger werden sie als erste Kirchenglocken in Hamburg wieder aufgehängt. Ihr Klang ist ein Hoffnungszeichen in der zerstörten Stadt. Eine Läuteglocke und zwei Uhrschlagglocken bleiben unersetzt.

2000 //GUSS DER JAHRTAUSENDGLOCKE
Die letzte fehlende Läuteglocke wird gegossen und erhält den Namen Jahrtausendglocke. Möglich wurde das durch die Spende eines Hamburger Kaufmanns. 2008 muss die Jahrtausendglocke wegen eines Haarrisses erneut gegossen werden. Zwei Uhrschlagglocken fehlen noch immer.

2014 // SPENDENAKTION „SO KLINGT HAMBURG“
Im Jahr des Weltkriegsgedenkens startet die Stiftung St. Michaelis die Aktion „So klingt Hamburg“. Gemeinsam mit den Glockenpartnern Hamburger Sparkasse und Budnikowsky ruft sie am 30.10.2014 Hamburger und Michel-Freunde auf, für den Guss der seit 100 Jahren fehlenden Uhrschlagglocken zu spenden und damit ein Zeichen des Friedens zu setzen. Innerhalb von zwölf Wochen spenden 1.200 Hamburger 250.000 Euro.
v.l.n.r.: Alexander Röder, Michael Kutz, Dr. Harald Vogelsang, Cord Wöhlke

2015 // GUSS UND RÜCKKEHR DER GLOCKEN
Mit dem Rückenwind der großen Spendenbereitschaft beginnen die Planungen für die Aufhängung der neuen Glocken im Michel-Turm. Gutachten ergeben, dass die mehr als 100 Jahre alten Stahlträger in der Kuppel des Turms die zusätzliche Last der neuen Glocken nicht ohne Verstärkung tragen können. Weitere 100.000 Euro Spenden müssen für die Bauarbeiten im Turm gesammelt werden. Im Mai 2015 startet die Stiftung St. Michaelis unter dem Motto „Hamburg zieht die Glocken hoch“ weitere Spendenaktionen. Im September 2015 ist das Spendenziel von insgesamt 350.000 Euro erreicht.
Am 19. Juni 2015 werden die beiden Glocken in der Glockengießerei Rincker in Sinn bei Frankfurt gegossen. Am 16. September 2015 kommen die beiden Glocken nach Hause und werden zunächst in der Kirche ausgestellt. Am 27. September 2015 werden sie geweiht und mit einem großen Glockenfest begrüßt. Geistliche der Weltkriegsnationen beteiligen sich an der Weihe.

2016 // DER NEUE GLOCKENKLANG
Nach erfolgreichen Verstärkungsarbeiten in der Turmkuppel in den Wintermonaten werden die vier Uhrschlagglocken des Michel erstmals mit neuer Melodie erklingen. 99 Jahre nach dem Glockenabschied ist das Geläut des Michel wieder vollständig.
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