Zwei Dinge gehören im Leben von Christel und Dieter Bursche einfach zusammen: ihre Familie und die Verbundenheit zu ihrer Heimat Hamburg. „Der Michel ist immer unser Ankerpunkt gewesen“, erklärt Christel Bursche. Ihr Mann hat hier seine Wurzeln: Er wurde im Michel getauft, seine Tante führte gleich gegenüber ein Kolonialwarengeschäft, „da sind wir als Kinder immer gewesen“, erinnert sich der 69-Jährige. In den Trümmern des Krieges ist er hier auf Abenteuersuche gewesen. „Von einer Baugrube aus sind wir mal in die Katakomben unter dem Michel gelangt, da standen lauter Gipsfiguren herum. Das war schon unheimlich und sehr spannend“, berichtet er und ist heute noch ein bisschen froh, dass man sie damals nicht erwischt hat: „Das war ja verboten!“
Auch für seine Frau Christel hat der Michel einen besonderen Zauber. Ihre Verbundenheit hat die 67-Jährige an ihre Söhne weitergegeben. Als ihre beiden Söhne Andreas und Jan noch klein waren, ist die ehemalige Studienrätin oft mit ihnen in der Kirche gewesen, zu Konzerten und zu Lesungen zur Weihnachtszeit. Und als sie alt genug waren, sind die beiden mit ihren Eltern ganz nach oben auf den Turm gestiegen, „immer zu Fuß.“ Wie groß mag ihnen wohl die Welt vorgekommen sein, als sie mit müden Beinchen endlich den steilen Aufstieg gemeistert hatten und das erste Mal dort oben standen? „Das war für sie schon etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Dieter Bursche. Der imposante Blick auf den Hafen, die Weite des Himmels, der Wind, der an Haaren und Kleidung zerrt – an diesem Ort fühlt der Vater sich seiner Heimat ganz nah. „Das wollten wir auch unseren Kindern früh vermitteln.“
Die Söhne hat es in die Welt gezogen, doch die Liebe zu Hamburg ist geblieben. Der ältere, Andreas, lebt mit seiner Frau Henrike und den beiden Kindern Julius und Marlene in Köln, sein Bruder ist der Arbeit wegen ebenfalls in die Domstadt gezogen. „Sie würden beide gern wieder hier leben, aber die Arbeit geht vor“, sagt Christel Bursche sachlich. Die Verbundenheit der Familie trägt trotz der Distanz. Christel und Dieter Bursche halten sie zusammen, ohne große Worte und Gedöns. Das Paar ist für Kinder und Enkel da, wenn es gebraucht wird, „das ist für uns selbstverständlich,“ sagt der Zahnarzt im Ruhestand.
Die Verbundenheit mit der Heimatstadt soll die Familie tragen, finden die Eltern. Den Michel haben sie zum Ankerplatz über die Generationen hinweg gemacht. „Die Kinder sollen einen Ort haben, zu dem sie immer kommen können, ein bleibender Ort der Erinnerung“, haben sich Christel und Dieter Bursche gedacht: „Sie haben ihre Wurzeln hier, das wollen wir ihnen vermitteln.“ Deshalb haben sie die Geburt ihres Enkels 2008 auf einer der Michel-Tafeln verewigt. „Julius Bursche freut sich auf die erste Michelbesteigung mit Mama Henrike und Papa Andreas“ steht da zu lesen. Als zwei Jahre später seine Schwester geboren wurde, bekam auch dieses Ereignis eine Tafel: „Bei der Michelbesteigung mit Mama Henrike, Papa Andreas und Julius jetzt auch dabei: Marlene Bursche.“
Die Kinder und Enkel haben das Vermächtnis der Eltern angenommen. Wenn sie in Hamburg zu Besuch sind, dann geht Mama Henrike gern mit ihnen zum Michel, um die Tafeln anzuschauen. Und natürlich geht es dann auch auf den Turm – zumindest ab und zu. Und natürlich zu Fuß.