Zahlreiche Menschen aus aller Welt besuchen jährlich den Michel – doch wer von ihnen wird in der Mittagsandacht schon von Hauptpastor Alexander Röder persönlich begrüßt? Die internationalen Gäste des Hamburger Clubs Friendship Force sind jedes Mal ganz besonders berührt von dieser hohen Wertschätzung, die sie beim Besuch der Hauptkirche erfahren. „Das ist ein sehr emotionaler Moment“, sagt Club-Mitglied Jan Homann und seine Kollegin Gisela von Pietrowski ergänzt: „Wir kommen mit allen Konfessionen hierher und alle finden es toll.“
Was die Hamburger eint, ist ihre Liebe zu ihrer Heimatstadt, die sie ihren Gästen vermitteln wollen. „Zwei Punkte gehören zum Programm immer dazu: ein Empfang im Rathaus und natürlich die Mittagsandacht im Michel mit anschließender Turmbesteigung“, erzählt Jan Homann. Für die drei Hamburger Clubmitglieder ist der Michel nicht nur das Wahrzeichen Hamburgs, sondern auch das Herz der Stadt. Die Hauptkirche gehört zu ihrem Leben, „das war immer so“ – und so wollen sie ihren Michel auch in die Welt wirken lassen. „Der Michel steht am Hafen, dem Tor zur Welt – das passt also“, findet Bernd Gräwert, Mitglied fast der ersten Stunde. „Und er war für viele Auswanderer das letzte Zeichen ihrer Hamburger Heimat.“
Völkerverständigung ist die zentrale Idee von Friendship Force. Sie funktioniert ähnlich wie ein Schüleraustausch, nur für Erwachsene. Gegründet in den 70er Jahren in den USA, feiert der Hamburger Ableger 2019 mit mehr als hundert Mitgliedern sein 40-jähriges Bestehen. Menschen unterschiedlicher Nationen heißen ihre Gäste in ihrem Zuhause willkommen und dürfen sie im Gegenzug besuchen. Die Teilnahme am Alltag der Gastgeber macht den besonderen Reiz für beide Seiten aus.
Helmut Schmidt und Ex-US-Präsident Jimmy Carter brachten damals die Idee nach Deutschland, Max Schmeling wurde Schirmherr. Es gibt rund 350 Clubs in mehr als 60 Ländern rund um den Globus. Jedes Jahr machen sich 15 000 Gäste auf den Weg, um in andere Kulturen einzutauchen – dabei entstehen oft jahrelange Freundschaften. Gäste des Hamburger Clubs kamen u. a. aus Neuseeland, Japan, Hawaii und Sydney, aus Budapest und Novgorod, immer wieder aus den USA, aber auch aus Thailand, Braunschweig oder Halle / Saale.
Tabu seien nur zwei Themen, erklärt Gisela von Pietrowski: „Politik und Religion.“ Trotzdem gehört der Besuch des Michel unbedingt dazu. „Gäste jeder Konfession wissen zu schätzen, das Wahrzeichen Hamburgs so hautnah kennenzulernen,“ weiß Gisela von Pietrowski. Das Spiel der Orgeln in der Mittagsandacht, der helle, lichte Raum, die Spiritualität des Ortes, aber vor allem die spürbare Michelverbundenheit ihrer Gastgeber vertiefen das Erlebnis eines Austauschs auf ganz eigene Art, unabhängig von Kultur und Glauben.
Und wenn sie dann die Michel-Tafeln entdecken, stellen die Gäste meist überrascht fest, dass schon zahlreiche Gruppen vor ihnen hier waren: Jede Besuchergruppe bekommt eine Gravur zu Ehren ihres Aufenthaltes als ewiges Zeichen völkerverbindender Freundschaft. Finanziert haben die Gäste ihren Eintrag selbst. Wenn der Hamburger Club gefragt wird, was als Gastgeschenk sinnvoll sein könnte, bitten die Mitglieder um Spenden für den Michel und machen so einen Eintrag auf einer Michel-Tafel möglich.
„Unsere Gäste macht das sehr stolz, sich an einem so besonderen Ort zu verewigen“, weiß Jan Homann. Und als Andenken an die gemeinsame Zeit bekommen die Gäste eine Zwei-Euro-Münze mit Michel-Prägung hinterlegt mit einer Ansichtskarte und den geschichtlichen Daten: Ein Zeichen der Verbundenheit und Völkerfreundschaft.
Mehr über Friendship Force e.V. erfahren Sie hier oder unter 040 79 00 42 52.