Nun hängt er im Michel, in der Galerie der Rettungsringe: ein in die Jahre gekommener rot-weißer Ring mit der Aufschrift POLIZEI HAMBURG, an dem die Farbe abblättert, Folge vieler Dienstjahre bei jedem Hamburger Wetter. Am Geländer eines öffentlichen Hamburger Gewässers war er zur Stelle, um im Notfall Menschenleben zu retten. Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hat den Veteranen gemeinsam mit Schauspieler und Ehrenkommissar Marek Erhardt als Leihgabe in den Michel gebracht, um der Hauptkirche während der Corona-Krise die Solidarität der Polizei zu erweisen – und als Symbol für die Verbindung zwischen der Polizei Hamburg und dem Hamburger Michel.
Aber was genau verbindet den Michel und die Polizei? Beide sind in guten und schlechten Zeiten verlässlich für die Menschen da, sie bieten Orientierung, Schutz und oft auch Rettung. Für den Hamburger Marek Erhardt ist die Sache deshalb klar „Der Michel hat Tradition und Geschichte, genau wie die Hamburger Polizei,“ sagt der 51-Jährige Schauspieler, Sprecher und Autor. „Der Michel wird geschützt durch die Polizei, er ist aber auch selbst ein Ort von Schutz und Zuflucht.“ Ob in den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges, während der Sturmflut oder in Zeiten der Not: In den Mauern des Michel haben die Menschen immer verlässlich Rettung, Trost und Zuflucht gefunden. „Genau deshalb ist es eine Selbstverständlichkeit, dass dieser Rettungsring nun im Michel hängt.“
Darin ist er sich mit Ralf Martin Meyer einig. Polizeiarbeit bedeute, die Werte einer Gesellschaft zu schützen, deren Grundlage die christlichen Gebote sind. „Wir sind nicht nur dazu da, um Verbrecher zu jagen, sondern auch, um für Menschen da zu sein und sie zu schützen“, erklärt der 61-Jährige. Zur Polizei kam der Niedersachse eher zufällig. „Ich wollte nicht zur Bundeswehr“, erzählt er lächelnd – und landete dann doch bei einer Truppe in Uniform. Zwei seiner Freunde hatten sich in Hamburg bei der Polizei beworben. Aus Neugier ging er mit – und wurde angenommen. „Es ist das, was ich wirklich will: für Menschen da sein, für das Gute und gegen das Böse eintreten“, sagt er und schwärmt immer noch von seinem Beruf und seinen vielfältigen Möglichkeiten. „Es macht mir Freude, Verbrechen aufzuklären und Verantwortung zu übernehmen.“
Doch der Polizeiberuf bringt auch viele Belastungen mit sich. Viele seiner Kolleginnen und Kollegen fänden Kraft im Glauben, sagt er anerkennend. „Ich bin eher der rationale Typ.“ Seine eigene Kraftquelle ist sein Vertrauen in seine eigene Stärke und Belastbarkeit, die in seinem Leben manches Mal ausgetestet wurde. Schon mit 18 Jahren musste er die Verantwortung für die Familie übernehmen, weil der risikofreudige Vater sich mit seinen Geschäften fast um Haus um Hof brachte. Durch Unfälle verlor er Bruder und Mutter, „eine schlimme Zeit.“ Die Krisen seines Lebens haben ihn gestärkt, er weiß, dass er sich auf sich selbst verlassen kann. „Ich habe eine große Resilienz. Außer dem Tod bringt mich nichts aus dem Gleichgewicht“, sagt er entspannt. Der Ausstrahlung des Michel kann er sich allerdings nicht entziehen. „Diese großen Kirchen haben eine solche Power, ich liebe das“, sagt er enthusiastisch.
Auch aus Marek Erhardt hätte ein Polizist werden können, „aber dann habe ich mich nicht getraut.“ Der TV-Kommissar („Da kommt Kalle“, SOKO Hamburg“) träumte schon als Kind von einer Karriere bei der Polizei. Der Schutzmann, der in der Nachbarschaft seines Elternhauses auf Streife ging, erkannte das Interesse des Steppkes. Noch heute leuchten die Augen des Schauspielers, wenn er davon erzählt, dass der Polizist ihn mit auf Streife nahm, ihm Tipps fürs Leben gab und ihm so diesen besonderen Beruf nahebrachte. Polizist ist er trotzdem lieber nur ehrenhalber und heute dankbar dafür, dass er nicht im Dienst sein Leben riskieren muss. „Ich ziehe meinen Hut vor den Beamten, die viel mehr Respekt und Dankbarkeit verdienen.“ Ralf Martin Meyer nickt und ergänzt: „Die Polizei war nicht immer so wie heute, sie hat aufgeholt in ihrer Schutzfunktion.“ Marek Erhardt lacht: „Aber man hat bei einer Polizeikontrolle immer noch ein schlechtes Gewissen und fragt sich automatisch, ob man etwas falsch gemacht hat!“
Das Gefühl kennt auch Ralf Martin Meyer. Doch die Polizei verändere und entwickele sich, werde diverser und hat mit anderen Problemen in der Gesellschaft zu tun als früher, sagt er. Das sei in der Kirche ähnlich. „Beide unterstützen die Gesellschaft, sie sind wichtige Spieler, wenn es darum geht, das Leben der Menschen sicher zu machen“, findet er. Beide Institutionen hätten mit einem Vertrauensverlust zu kämpfen, „aber wir wollen und können nicht ohne diese Institutionen auskommen.“ Sich mit einer Rettungsring-Patenschaft für den Michel zu engagieren, ist deshalb für beide Ehrensache.
Buchstäblich sichtbar wird die Verbindung der Hamburger Polizei zum Michel durch den Schutzpatron der Polizei: den Erzengel Michael, Namensgeber der Hauptkirche. Nicht ohne Grund heißt die Funkzentrale der Hamburger Polizei bis heute Michel. „Wir haben darum gekämpft, dass das so bleibt“, erklärt Ralf Martin Meyer. Denn auf ihren Michel sind die Hamburger stolz – auch bei der Polizei. Hier ist sie oft zu Gast, hier trauert sie auch gemeinsam, wenn sie einen der Ihren durch Gewalt oder einen Unfall verlieren. Deshalb ist es eine besondere Ehre und Wertschätzung für Hamburgs Polizisten, wenn „ihr“ Rettungsring im Michel hängt.
Wenn auch Sie Fan der Hamburger Polizei sind und davon überzeugt sind, dass ein Dankeschön an die Polizei und den Michel eine gute Idee ist, dann werden Sie Pate des Rettungsrings für die Polizei.