Sonntag, 13. Juli 2025, 10:00 Uhr
Evangelische Messe
Bach-Kantate im Gottesdienst
Johann Sebastian Bach: Kantate »Die Himmel erzählen die Ehre Gottes« BWV 119
Hanna Zumsande, Sopran
Nicole Pieper, Alt
Mirko Ludwig, Tenor
Dávid Csizmár, Bass
Chor St. Michaelis
Orchester St. Michaelis
Jörg Endebrock, Leitung und Orgel
Pastorin Corinna Senf
Im Rahmen der Gemeinschaft Hamburger Hauptkirchen.
Über die Kantate:
Im Juni 1723 trat J. S. Bach sein Amt als Thomaskantor in Leipzig an. Die Kantate „Die Himmel erzählen“ war das zweite Werk, das er für seine neue Wirkungsstätte schrieb, und Bach ist hörbar bemüht, großen Eindruck bei seinem neuen Arbeitgeber zu machen. Die Kantate ist ausgesprochen prächtig und vielfältig in Form und Besetzung, dazu zweiteilig und länger als gewöhnlich. Thematisch bezieht sich der unbekannte Textdichter auf das Gleichnis vom „Großen Abendmahl“: Ein Gastgeber (Gott) lädt zu einem festlichen Mahl ein, aber alle Gäste sagen unter fadenscheinigen Gründen ab. Schließlich bittet der Hausherr die Armen, Kranken und Obdachlosen ins Haus und feiert mit ihnen sein Gastmahl.
Bach deutet die textliche Vorlage virtuos musikalisch aus: Im jubelnden Eingangschor, nach Art von „Präludium und Fuge“ konzipiert und wirkungsvoll steigernd aufgebaut durch die Einbeziehung der Solisten, beschreibt er den Glanz und die Herrlichkeit des Festes. Die folgenden Arien widmen sich der Einladung selbst und der Ablehnung durch die Gäste: in der bekannten Sopranarie „Hört ihr Völker“ formt die Solo-Violine sehr plastisch eine einladende Geste nach. Denkbar kontrastreich dann die Arie „Fahr hin, abgöttische Zunft“: sie ist durchzogen von ärgerlichen Koloraturen des Bass-Solisten. Die Trompete signalisiert aber gleichzeitig, dass der Hausherr schon seinen Alternativplan im Sinn hat.
Im zweiten Teil, nach der Predigt, verändert sich die Musik deutlich: sie wird viel intimer und kammermusikalischer. Es steht die Frucht der Einladung Gottes im Zentrum: die Liebe. Bach verwendet deshalb zwei besondere Solo-Instrumente: die „Oboe d’amore“, die „Liebesoboe“, und die Viola da Gamba, das zarteste Instrument der barocken Klangpalette. Die wunderbare Sinfonia und vor allem die Alt-Arie „Liebt, ihr Christen, in der Tat“ sind durchzogen von zärtlichen, warmen Klängen. Wer von dieser Liebe erfüllt ist, dem kann der Hass der Welt nicht mehr viel anhaben, deshalb ist die Tenorarie „Hasse nur“ denkbar einfach, nur mit Continuo, begleitet. Beide Teile der Kantate werden von je einer Strophe des Liedes „Es wolle Gott uns gnädig sein“ beschlossen. Die umrankenden Streicherarabesken verstärken den gebetsartigen Charakter des Chorals auf eindringliche Art und Weise.