Die Weihnachtskrippe im Michel
„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.“
Mit diesen Worten beginnt die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium, die bis heute einer der vertrautesten Bibeltexte ist.
Seit dem Mittelalter wurde die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, wie der Evangelist sie überliefert, zur Weihnachtszeit in Kirchen figürlich dargestellt. Den Anstoß dazu gab der Überlieferung nach der heilige Franziskus von Assisi, der 1223 die Weihnachtsgeschichte mit lebenden Menschen und Tieren rund um den Futtertrog eines Stalles nachstellen ließ.
Im Laufe der Zeit wurden Krippen aus verschiedenen Materialien hergestellt und in Kirchen und Privathäusern zur Andacht präsentiert, oft ergänzt durch die Weisen aus dem Morgenland (Heilige Drei Könige), von denen der Evangelist Matthäus erzählt. In der Evangelischen Kirche ging der Brauch nach der Reformation zunächst verloren, wurde aber im 19. Jahrhundert neu belebt.
Die Weihnachtskrippe in St. Michaelis entstand in den Jahren 1975 bis 1979 und ist ein Werk der Puppenmacherin Barbara Runschke. In ihren Figuren, deren Gewandung und ihrer Haltung erzählt diese Krippe die Weihnachtsgeschichte nahe an der biblischen Überlieferung und verzichtet doch nicht auf traditionelle Elemente.
Barbara Runschke gestaltet die heilige Geschichte auf zurückhaltende Art. Große Ruhe liegt über der Szene, doch zugleich ist die wache Andacht der Menschen spürbar, die gewürdigt sind, Zeugen dieses besonderen Moments zu sein, an dem sich auf wundersame Weise Himmel und Erde verbinden.
Drei Gruppen von jeweils drei Menschen treten miteinander in Beziehung, die unter normalen Umständen niemals miteinander zu tun gehabt hätten: Die Heilige Familie mit dem göttlichen Kind, das die Mitte des ganzen Geschehens bildet, die einfachen Hirten und die vornehmen Vertreter der Völker, die weder als Könige noch als Weise eindeutig erkennbar sind, sondern unterschiedliche Kulturen dieser Welt vertreten.
Das Kind Jesus, „welcher ist Christus, der Herr“ lässt Maria und Josef die Volkszählung vergessen und in der Fremde zu einem Moment der Ruhe kommen. Menschen hohen und niederen Standes aus Gottes erwähltem Volk Israel und den Völkern der Welt, treten behutsam und ehrfurchtsvoll in diesen Moment der Ruhe hinein, beugen sich hinab zu diesem Kind und beugen ihre Knie.
Keine der Personen ist verklärt oder überzeichnet. Es sind Menschen, die Gott finden in diesem Kind und schweigend – so scheint es – staunen und anbeten, auf je ihre Art.
Ochs, Esel und Schaf bilden eine weitere Dreiergruppe an der Krippe in St. Michaelis. In den biblischen Weihnachtsgeschichten wird nicht erzählt, dass sie an der Krippe standen. Und doch gehören sie traditionell dazu. Nach einem Wort des alttestamentlichen Propheten Jesaja sind sie hierher gewandert: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn.“ (1, 3)
Nicht nur den Menschen, sondern der ganzen Schöpfung gilt die Botschaft des Engels: „Euch ist heute der Heiland geboren.“
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