St. Nikolaus
Nikolaus ist bis heute und selbst unter evangelischen Christen einer der bekanntesten und beliebtesten Heiligen.
Er wird schon seit langer Zeit mit dem heiligen Bischof Nikolaus von Myra in Kleinasien identifiziert, der im 4. Jahrhundert gelebt und sich als Wohltäter für Arme und insbesondere für Kinder ausgezeichnet haben soll. Legenden über den hl. Nikolaus gibt es viele, historisch gesichert hingegen ist nur wenig.
Seine Verehrung im Mittelalter war umfassend, in den Hansestädten und den Niederlanden mit ihrem Seehandel wurde er zum Schutzpatron gewählt. Das führte zu reichem Brauchtum im Volk, das bis heute lebendig ist und auch Martin Luthers Versuchen, den Nikolaustag und seine Bräuche zu tilgen, widerstand.
Obwohl bedeutende Legendensammlungen des Mittelalters behaupten, Nikolaus sei der Sohn wohlhabender christlicher Eltern gewesen, ist über seine Herkunft nichts bekannt.
Schon seine Kindheit ist legendarisch reich ausgeschmückt, um seine Frömmigkeit aufzuweisen: Als Kleinstkind habe Nikolaus am Mittwoch und Freitag die Brust der Mutter nur einmal genommen, weil es sich um die gebotenen Fastentage der Kirche handelte. Beim Baden soll er aufrecht im Wasser gestanden haben, um seinen Taufwunsch anzuzeigen.
Als gesichert gilt, dass Nikolaus aus dem Laienstand ins Bischofsamt gewählt und geweiht wurde, weil das Volk es wollte. In mittelalterlichen Schriften wird er als einer der großen Bischöfe der frühen Kirche bezeichnet. Er soll um 343 n. Chr. eines natürlichen Todes gestorben sein, aber gesichert ist auch das nicht.
In der Wissenschaft wird vermutet, dass es bei Nikolaus im Laufe der Jahrhunderte zu einer Heiligenvermischung mit einer anderen Person, die ebenfalls Nikolaus hieß und Abt des Klosters Sion und Bischof von Pinora war, gekommen ist.
Obwohl kaum etwas Historisches über Nikolaus bekannt ist, ist die Person so gegenwärtig wie kaum ein Heiliger – dank des großen Legendenkranzes. Dass es so viele Legenden über Nikolaus gibt, ist Ausdruck der Hochachtung dieses Heiligen in der Volksfrömmigkeit.
Im Osten wird Nikolaus schon seit dem 6. Jahrhundert vermehrt erwähnt, so dass anzunehmen ist, dass seine Verehrung sehr früh eingesetzt hat.
Spätestens Mitte des 8. Jahrhunderts ist ein Nikolauskult auch in Rom nachzuweisen. Über die Alpen findet die Verehrung des hl. Nikolaus allerdings nur langsam ihren Weg. Seit dem 10. Jahrhundert tragen immer mehr Kirchen seinen Namen, vielleicht gefördert durch die oströmische Kaiserin Theophano, die 972 Otto II. heiratete und ihre ostkirchliche Prägung auf ihre neue Umgebung auszuweiten suchte.
St. Nikolaus im Brauchtum
Die Legende von drei jungen Frauen, die Nikolaus nachts heimlich mit Gold beschenkte, um ihnen die für die Ehe nötige Mitgift zukommen zu lassen und sie so vor der Prostitution zu bewahren, ist die bekannteste und zudem diejenige, die zu unserem Nikolausbrauchtum geführt hat, am Vorabend des 6. Dezembers einen Schuh oder Teller aufzustellen, um in der Nacht von Nikolaus beschenkt zu werden. Die Goldklumpen wurden in anderen Varianten der Legende zu goldenen Kugeln oder gar zu goldenen Äpfeln und Apfel, Nuss und Mandelkern früher zu beliebten Nikolausgaben.
Eine andere Legende erzählt von der Errettung der Bevölkerung von Myra aus der Hungersnot. Im Brauchtum hat sie zu einem Fastenbrechen am Nikolaustag geführt, ein Vorgeschmack auf Weihnachten in der Adventszeit, die früher eine Fastenzeit war.
Nikolaus gilt als der Schutzpatron der Kinder, weil er drei Jungen, die von einem ruchlosen Wirt getötet und eingepökelt wurden, ins Leben zurückgerufen hat. Um die Würde der ansonsten weitgehend rechtlosen Kinder zu ehren, entstand im Mittelalter der Brauch des Kinderbischofs. Meist wurde er am Vorabend oder am Nikolaustag selber in aller Pracht mittelalterlich-kirchlicher Zeremonien und mit allen Rechten eines Bischofs eingesetzt.
Die Amtszeit dauerte entweder einen Tag oder bis zum 28. Dezember, dem Tag der Unschuldigen Kinder, an dem die Kirche an den Kindermord in Bethlehem erinnert, den Matthäus in seinem Evangelium schildert.
Sinn dieses Brauches war, den Erwachsenen einen Spiegel vorzuhalten. Der Kinderbischof durfte alle Erwachsenen befragen und sie ermahnen.
Die Tradition der Kinderbischöfe ging in der Reformationszeit weitgehend verloren, ist aber an vielen Orten heute wieder lebendig, in Hamburg an der Hauptkirche St. Nikolai seit 1994.
Seit dem Mittelalter hat der hl. Nikolaus auch Begleiter. Sie sind sehr unterschiedlich, meist jedoch wild und roh. Sie bilden den Gegenpol zu dem gutmütigen Heiligen. Am bekanntesten unter den dunklen Gestalten ist Knecht Ruprecht, ein bedrohlicher Mann. Precht im Namen dieses Mannes stammt nach den Gebrüdern Grimm vom Wort ‚Percht‘, das eigentlich ‚Leuchtende‘, ‚Glänzende‘ bedeutet, was auch ein Beiname des germanischen Gottes Wotan war. Vielleicht haben wir in Ruprecht eine christlicherseits verteufelte Wotansfigur vor uns, der zum Begleiter des heiligen Nikolaus „degradiert“ ist.
Die seit dem 1. Advent 2018 in der Evangelischen Kirche in Deutschland gültige Ordnung der gottesdienstlichen Texte sieht für den 6. Dezember (Nikolaustag – Bischof Nikolaus von Myra) eigene biblische Lesungen und Lieder vor.
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