Martinstag
Mit der Einführung der neuen Ordnung für gottesdienstliche Texte und Lieder in der Evangelischen Kirche in Deutschland zum 1. Advent 2018 wurde unter den Gedenktagen auch der Martinstag (Bischof Martin von Tours) aufgenommen.
Das Evangelium dieses Tages ist die große Gerichtsrede Jesu aus Matthäus 25, in der es unter anderem heißt „Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet“. Damit ist der biblische Bezug zu einer der wichtigsten Legenden aus dem Leben des heiligen Martin gefunden. Martin, um 316 n. Chr. in der römischen Provinz Pannonien im heutigen Ungarn geboren, stammte aus einer Soldatenfamilie und musste darum nach geltendem Recht ebenfalls kaiserlicher Soldat werden. Schon als Kind ist Martin Christen begegnet und hat im Alter von zehn Jahren die Vorbereitungszeit auf die Taufe, das sogenannte Katechumenat, begonnen.
In dieser Zeit noch vor seiner Taufe, so erzählt die Legende, traf Martin, inzwischen Soldat, mitten im Winter am Stadttor von Amiens auf einen nackten Bettler. Martin nahm sein Schwert, teilte seinen Soldatenmantel in zwei Teile und gab ein Teil dem armen Mann. In der folgenden Nacht erschien ihm Christus im Traum und lobte ihn wegen seiner Barmherzigkeit. Im Alter von 18 Jahren wurde Martin von Bischof Hilarius von Poitiers getauft. Immer wieder hat Martin um seinen Abschied aus der Armee gebeten, doch der Kaiser gewährte ihn erst nach 25 Jahren. Fortan führte Martin ein asketisches Leben, missionierte und zog sich später in eine Einsiedelei zurück.
Um 371 wurde er gegen seinen Willen auf Drängen des Volkes zum Bischof von Tours gewählt. Eine weitere Legende erzählt, er habe sich vor der Wahl in einem Gänsestall versteckt, aber die Gänse hätten durch ihr lautes Schnattern das Versteck verraten. Ob diese Legende die Geburtsstunde der Martinsgans ist, ist jedoch zu bezweifeln. Als Bischof verzichtete Martin auf alle Pracht, setzte sich niemals auf seinen Bischofsthron, sondern saß auf einem Schemel, und wohnte nicht im bischöflichen Palast, sondern in einer bescheidenen Hütte. Er war beim Volk äußerst beliebt und galt vielen schon während seines Lebens als Heiliger. Martin starb am 8. November 397 auf einer Visitationsreise durch sein Bistum. Am 11. November wurde er in Tours beigesetzt. Er gilt als der erste Heilige der Kirche, der kein Martyrium erlitten hat, sondern eines natürlichen Todes gestorben ist.
Martin Luther, geboren am 10. November 1483, wurde damaligem Brauch entsprechend am Tag nach seiner Geburt getauft und erhielt den Namen des Tagesheiligen Martin von Tours. In Thüringen kam bald nach Einführung der Reformation der Brauch auf, dass sich Kinder am Abend des 10. November versammelten, um Martin Luthers zu gedenken. Sie trugen dabei brennende Laternen in den Händen. Während in römisch-katholischen Gegenden das Martinsbrauchtum mit Martinsumzügen bis heute lebendig ist, bei denen die Mantellegende mit dem Bettler nachgespielt wird, hat sich in evangelischen Gegenden das Laternegehen erhalten, heute allerdings weitgehend ohne irgendeine Erinnerung an christliches Brauchtum.
St. Michaelis feiert in ökumenischer Gemeinschaft mit unseren Nachbargemeinden an jedem 11. November eine gelungene Mischung aus Martinsandacht und Laternenumzug durch den Stadtteil mit dem heiligen Martin hoch zu Ross und der nachgespielten Mantellegende.
Von Alexander Röder
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