Michael – Erzengel Streiter für Gott
Die Bibel bezeugt Engel als Geschöpfe Gottes und unsere Mitgeschöpfe. In Psalm 148 heißt es: „Lobet ihn, alle seine Engel, lobet ihn, all sein Heer! ... Die sollen loben den Namen des Herrn; denn er gebot, da wurden sie geschaffen.“
Das biblische Zeugnis über Engel kann in einem einfachen theologischen Satz zusammengefasst werden: Engel sind Teil der Schöpfung. Sie leben in Anbetung vor Gott. Sie werden als Botschafter auf die Erde gesandt, um zu helfen, zu informieren oder Menschen den Willen Gottes kundzutun. In den älteren Texten des Alten Testaments werden Engel „Knechte Gottes“ oder „Mann Gottes“ genannt. Sie haben keinen eigenen Namen und keine hochstehende Stellung. Erst später werden wenige Engel herausgestellt und namentlich benannt.
Einer dieser Engel mit einem Eigennamen ist Michael. Das biblische Zeugnis beschränkt sich darauf, Michaels besondere Bedeutung hervorzuheben: Als einzelner Engel steht er mit seinem Namen gegen das Böse und den Bösen, die Gottes Allmacht über seine Schöpfung und sein erwähltes Volk in Frage stellen. Sein Name ist eine Frage: „Wer ist wie Gott?“ Er, der Engel, der diesen Namen trägt, ist die Antwort auf die Frage. Niemand soll es wagen, sich mit Gott zu messen, nicht einmal Satan.
Der Streit im Himmel, der in der Offenbarung des Johannes (12, 7ff) beschrieben ist, ist die biblische Geschichte, die den Namen und die Funktion dieses Engels betont: „Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, und er siegte nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel. Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt. Er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.“
Diese wenigen Sätze beschreiben einen dramatischen Kampf, doch eigentlich beschreiben sie das Geheimnis dieses Erzengels und seines Namens: Sein Wille ist Gottes Wille. Er lebt, um Gottes Willen zu erfüllen, um Gottes Heiligkeit und Göttlichkeit zu demonstrieren. Seine Macht und sein Erfolg sind ihm von Gott verliehen, und er fordert nichts für sich selbst. Er muss nicht wie Gott sein, sondern lässt Gott durch sich wirken. Nach seinem Sieg ist er so schnell verschwunden, wie er gekommen ist.
Die Verehrung des Erzengels Michael lässt sich überall in Europa nachweisen. Die Anzahl der Kirchen, die seinen Namen tragen, ist europaweit hoch.
Der Überlieferung nach ist Michael schon in frühchristlicher Zeit in Europa erschienen. Im Jahre 490 n.Chr. erschien er auf dem Monte Gargano im Südosten Italiens und verkündete, er habe die dortige Höhle als sein Heiligtum erwählt und würde nun ihr Beschützer sein.
Schon in der Spätantike finden sich Michaelis-Kirchen in Konstantinopel und in Rom.
Michael wurde der Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Die Synode von Mainz im Jahre 813 n.Chr. erklärte – nicht zuletzt durch Einflussnahme Kaiser Ludwigs des Frommen – den 29. September zum jährlichen Gedenktag an den Erzengel Michael. Historisch ist überliefert, dass an der Via Salaria bei Rom am 29. September 492 n.Chr. eine Michaeliskirche geweiht wurde. Dort wurde der Michaelistag schon bald nach der Weihe jährlich am 29. September begangen. Die Woche rund um dieses Datum war im heidnischen Germanien dem germanischen Gott Wotan geweiht gewesen und wurde durch die neue Festlegung gleichsam „getauft“.
Die Entscheidung der Mainzer Synode hat eine doppelte Botschaft: Die heidnischen Götter sind machtlos – sogar die Engel des wahren und einzigen Gottes sind stärker als Wotan und seine Krieger. Hinzu kommt der Aufruf, die Dunkelheit nicht zu fürchten, die von der Tag-und-Nacht-Gleiche im Herbst (kurz vor dem Michaelistag) bis zur Wintersonnenwende täglich zunimmt. Das hat mit der theologischen Botschaft zu tun, dass mit der Geburt Jesu Christi das göttliche Licht im Dunkel dieser Welt aufgestrahlt ist, das zwar am Karfreitag durch den Tod besiegt schien, aber am Ostermorgen umso heller aufstrahlte.
Der Erzengel Michael hat in der Missionsgeschichte Europas eine wichtige Rolle gespielt. Eine Vielzahl von Legenden erzählt, wie er Bischöfe und Priester, Äbte und Könige angeleitet hätte, heidnische Heiligtümer in christliche Kirche zu wandeln.
Michaeliskirchen und –kapellen liegen oft erhöht auf Hügeln oder Bergen, um Wehrtürmen ähnlich wie ein Warnzeichen gegen alle zu wirken, die versuchen, Gottes erwähltes Volk anzugreifen.
Die lange Tradition der Verehrung des Erzengels Michael wurzelt im biblischen Zeugnis. Wenn er dort als Kämpfer für Gott beschrieben ist, ist er ein Kämpfer für das Leben, für Liebe, Frieden, Gerechtigkeit und Gleichheit – alles Attribute Gottes.
In der Frühzeit der Michaels-Verehrung wurde das biblische Zeugnis des Kampfes gegen die Schlange, den Drachen oder Satan auch auf die Heilung der Kranken bezogen sowie als Hilfe für die Verstorbenen verstanden, das Himmelreich zu erlangen. Es gibt Legenden, die berichten, Michael habe Heilkräuter wachsen lassen, die allen Kranken Gesundheit schenkten, die darin badeten.
Michael ist auch bekannt als der Seelenwäger, der die Seelen der Verstorbenen in die Waagschale legt, um alles Gute im Leben eines Menschen zu finden und zu wiegen, um es im Jüngsten Gericht vor Gott zu bringen.
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